Wo ist die Klasse?

Referendariat im Corona-Hotspot

Ein Interview mit Ann-Kathrin Kröger (AK),28 Jahre, Referendarin an den BBS a.M., Cloppenburg. Das Interview führte Robin Schnell (RS), Lehrkraft an der BBS a.M., Cloppenburg

Referendariat im Corona-Hotspot

Ein Interview mit Ann-Kathrin Kröger (AK),28 Jahre, Referendarin an den BBS a.M., Cloppenburg. Das Interview führte Robin Schnell (RS), Lehrkraft an der BBS a.M., Cloppenburg

Dieses Interview erschien ursprünglich auf der Internetseite des GEW-Bezirksverbandes Weser-Ems (https://gewweserems.de/blog/2021/01/20/wo-ist-die-klasse/).

RS: Liebe Ann-Kathrin. Du bist jetzt einige Monate bei uns an den BBS am Museumsdorf.

(AK): Ja, seit November 2019 mache ich mein Referendariat an der BBS a. M. und befinde mich jetzt in den letzten Zügen.

RS: Was hast du denn vorher gemacht? 

AK: Nach dem Abitur habe ich in Göttingen Agrarwissenschaften) studiert. Danach war ich ca. 3 Jahre bei einem Unternehmen der Agrarbranche tätig. 

RS: Welche Gründe gab es, dich für das Referendariat und den Schuldienst zu entscheiden? 

AK: Ich habe schon direkt nach dem Studium mit dem Schuldienst geliebäugelt. Viele Freund*innen haben auch diesen Weg eingeschlagen. Ich bekam die Möglichkeit an der BBS a.M. ein paar Tage hineinzuschnuppern und bemerkte, dass das genau der Job ist, den ich auch ausüben möchte. 

RS: In welchen Bereichen wirst du ausgebildet und unterrichtest du? 

AK: In der Abteilung Agrarwirtschaft unterrichte ich in der Berufsschule im 3. Ausbildungsjahr der Landwirt*innen das Lernfeld 3 (Tierproduktion) und in der Einjährige Fachschule Agrarwirtschaft die beiden Fächer Angewandte Naturwissenschaften und Produktions- und Verfahrenstechnik. Im Beruflichen Gymnasium unterrichte ich in der Klasse 11 das Fach Biologie.  

RS: Was gefällt dir gut am Referendariat, was könnte verbessert werden? 

AK: Das Referendariat verlangt einem viel ab. Aber sowohl das Studienseminar als auch die Kolleg*innen in der Schule unterstützen mich sehr. Gut finde ich vor allem den betreuten Unterricht. So hat man die Möglichkeit zu schauen, wie die Kolleg*innen ihren Unterricht machen. Man bekommt auch Feedback der Ausbilder*innen für den eigenen Unterricht. 

RS:  Wie hat sich die Ausbildung von Referendar*Innen durch Corona verändert? 

AK: Ich glaube grundlegend. Unterricht ist plötzlich ganz anders, man muss ganz andere Schwerpunkte setzen und alles so ausrichten, dass die Schüler*innen im Falle einer Schulschließung auch alleine zurechtkommen. Plötzlich muss vieles digital stattfinden und der persönliche Kontakt zu allen Beteiligten fällt weg.  Sehr schade finde ich, dass wir uns nicht mehr gegenseitig besuchen dürfen, oder an einer Prüfung zuschauen. Die Ausbildungslehr*innen dürfen nicht mehr an Prüfungen teilnehmen. 

RS: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um dich in deiner Ausbildung in der Corona-Pandemie zu unterstützen?  

AK: Am Anfang waren alle Seiten überrumpelt. Das war eine sehr unruhige und ungewisse Zeit. Zum Glück haben mir die Kolleg*innen dabei den Rücken gestärkt und Unterstützung angeboten. Sie machten mir immer wieder Mut. Und irgendwann gab es einen soliden Fahrplan, sodass sich der Alltag normalisierte. Seminarsitzungen finden jetzt per Videokonferenz statt und auch Schule wird immer digitaler. Der rege Austausch mit Kolleg*innen hat mir geholfen, den eigenen Unterricht an diese Situation anzupassen. 

RS: Du gehörst ja zu den Lehrkräften, die stark auf digitalen Unterricht setzen. Wie genau setzt du diesen um? Welche Herausforderungen stellen sich dabei?

AK:Durch Videokonferenzen versuche ich das Klassengefühl aufrecht zu erhalten und auch den Schüler*innen im Homeschooling die Möglichkeit zu geben, am „normalen“ Unterricht teilzunehmen und bei Unklarheiten Fragen zu stellen. Die Herausforderung liegt vor allem in der Technik: Wenn sie nicht funktioniert, dann ist die ganze Planung hinfällig. Zudem sind nicht alle Schüler*innen gleichermaßen gut ausgestattet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass digitaler Unterricht umso besser funktioniert, je mehr die Methoden an die Bedürfnisse der jeweiligen Lerngruppe angepasst sind. Ich habe von Anfang an viel Wert daraufgelegt, diesen lerngruppenspezifischen Weg mit den Schüler*innen festzulegen. Wir evaluieren oft unsere Sitzungen, um den Ablauf noch besser anpassen zu können. Man darf aber nicht vergessen, dass die Planung und Durchführung von digitalem Unterricht sehr zeitaufwendig und auch anstrengend ist. Allerdings mache ich auch die Erfahrung, dass digitaler Unterricht je häufiger er durchgeführt wird immer normaler und „einfacher“ wird. 

RS: Welche Erfahrungen hast du im Distanzlernen gemacht? 

AK: Sehr unterschiedliche. Es beginnt mit den verschiedenen technischen Ausstattungen der Schüler*innen: schlechtes Internet oder nur ein Computer für 3 Geschwister sind keine Ausnahme. Das führt dazu, dass auch die Einstellung der Schüler*innen zu digitalem Unterricht ganz unterschiedlich sind. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass sie größtenteils sehr dankbar sind, wenn Videokonferenzen angeboten werden, da der Kontakt zu Klassenkamerad*innen aber auch Lehrkräften nicht ganz verloren geht und sie sich so nicht allein gelassen fühlen. 

RS: Liebe Ann-Kathrin, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.  

Robin Schnell